Zum Thema Pietà
Bereits längere Zeit setzt sich Beate Axmann mit dem Thema der Pietà, einer Ikone in christlicher Tradition, auseinander. Dieses Motiv zeigt die ewige Verbundenheit sowie den innigsten Moment schmerzlichen Abschieds und ist Sinnbild unendlicher Liebe von Maria zu ihrem Sohn Jesus.
Auf ihren Reisen macht sich die Künstlerin immer wieder auf die Suche und entdeckt die unterschiedlichsten Pietà Darstellungen, Malereien und Skulpturen vom frühen Mittelalter und der Renaissance bis hin zur zeitgenössischen Pietà. Inspirationen für ihre Arbeit.
„Sichtbar machen möchte ich die starke Verbundenheit, Innigkeit und Liebe einer Mutter zum Kind und somit auch das „Urmenschliche“, der Trauer einer Mutter um Ihr Kind. Ein Kind, das immer Kind bleiben wird auch wenn es als Erwachsener, Sohn oder Tochter, von seiner Mutter betrauert wird. Solange es Mütter gibt, wird es auch trauernde Mütter geben. Das ist Realität und wird uns besonders in aktuellen Zeiten von kriegerischen Auseinandersetzungen und Naturkatastrophen schmerzhaft bewusst.“
Es ist Axmann ein Anliegen die Pietà aus ihrem gewohnten kirchlichen Rahmen zu lösen, unabhängig von Kultur und Religion, dieses „Urmenschliche“ mitten unter die Menschen zu bringen und für alle sichtbar und spürbar zu machen.
Fast alle Arbeiten zu diesem Thema sind in Schwarz-Weiß entstanden. Das Weglassen von Farbe erlaubt eine Konzentration auf das Essenzielle. Es entstehen Kontraste und Spannungen, welche eine starke Intensität erzeugen, die gleichermaßen für den Künstler wie auch für den Betrachter eine Herausforderung darstellen.
Von der Hand
Von der Hand
Will ich dir erzählen
Von der Hand
Die deinen kleinen Kopf
An meine Brust hielt
Ganz behutsam
Vom Zeigefinger der Hand
Der dein kleines gieriges Mündchen
Zur Brustwarze führte
Von der Hand
Die dich
Fütterte
Wusch
Kitzelte
Massierte
Streichelte
Liebkoste
Verband
Tröstete
Von deiner kleinen Hand
In meiner großen Hand
Hand in Hand
Auch das
Ein Klaps
Von meiner Hand
Dein widerspenstiges Haar
Von der Hand gebürstet
Auch das
Von der Hand
Gelöste Schuhbändel
Geöffnete Knöpfe und
Reißverschlüsse
Zu nähende Löcher in der Hose
Es ist nicht von der Hand zu weisen
Dass ich dich liebe
So sehr liebe
Meine Hand wird dich begleiten
Immer
Irgendwie
Auch dann, wenn Irgendwann
Das Unglaubliche
Das Unsagbare
Das Unauslöschliche
Das Traurigste
Dein nicht mehr Da-Sein
Nicht mehr von der Hand zu weisen ist
Von der Hand
Die deinen leblosen Kopf hält
Von der Hand
Die Deinen reglosen Körper
Auf meinem Schoß bettet
Von der Hand
Die deinen Kopf immer noch hält
Und an meine leere Brust drückt
Auch wenn du für immer
Ausgeatmet hast
Für immer
Werde ich dich lieben
Für immer
Von der Hand
Ja
Ich werde dich von der Hand
Lassen
Für immer
Beate Axmann